Die evangelische Stadtkirche ist das älteste Gebäude der Stadt Burgstädt. Sie steht unter Denkmalschutz.
Die Bibel sagt (Psalm 122,1): "Ich freue mich über die, welche sagen: Lasset uns in das Haus des Herrn gehen!".
Wir wollen hier einen kleinen historischen Überblick aus der Vergangenheit der Stadtkirche geben.
Als um 1450 durch die Hussiten die berühmte Wallfahrtskapelle in der Kühnhaide zerstört wurde, versammelten sich die Gläubigen in der Umgebung besonders zahlreich in der neuen Stadtsiedlung "BURCKSTETT". Da wir kein genaues Gründungsjahr von Burgstädt kennen, ist uns auch das Baujahr der ersten Kirche unbekannt.
Die älteste Kirche ist nur eine kleine Kapelle gewesen. Sie stand aber ursprünglich (in katholischer Zeit) an der gleichen Stelle wie heute unsere Kirche. Zu dieser Kapelle gehörte die heutige Alte Sakristei mit Eingang. Die alten, starken Mauern haben alle Zerstörungen des 30-jährigen Krieges überstanden.
An diese Kapelle war noch ein weiteres kleines Bauwerk angefügt, welches wunderbarerweise den großen Stadtbrand vom 3. September 1650, dem auch Seigerturm, Schule, Pfarrhaus und Kirche zum Opfer fielen, überstanden hat. Es ist der sogenannte Ölberg. Ein Dachziegel mit der Jahreszahl 1472 existiert noch.
Die ursprüngliche Kapelle mit Vorbau wurde 1522 als nördliche Sakristei belassen und daneben das Gotteshaus in seiner heutigen Grundform angelegt (Innenmaße: 33 m lang, 13,5 m breit und 12 m hoch).
Der erste evangelische Gottesdienst wurde am 15. August 1539 gehalten.
Bis zum großen Stadtbrand von 1650 hat diese Kirche über 100 Jahre der Gemeinde gedient. Ihre damals vier alten, schönen Glocken sollen aus der um 1450 zerstörten Kapelle Kühnhaide stammen.
Nachdem 1650 an Stelle der geschmolzenen alten Glocken neue gegossen waren, konnte 1656 die wiederhergestellte Kirche erneut benutzt werden. Zu den damaligen Verschönerungen gehören:
ein Taufstein von 1658 (1979 wieder neu aufgestellt)
ein neuer Schnitzaltar vom Bildschnitzer Christian Suttinger (Chemnitz) zusammen mit dem Burgstädter Tischler Ehrenfried Fischer
der Mittelteil mit der Versinnbildlichung der Lutherischen Lehre
die Mittelfigur des Auferstandenen und zwei Apostelfiguren sind heute noch vorhanden und schmücken die Kirchenwände.
1696 wurde die erste Orgel beschafft. 1704 wurde eine jetzt noch benutzte schwarze Altarbekleidung gestiftet und 1706 das an der Wand neben der Orgel aufgehängte Kruzifix gestiftet.
Nachdem die erste Orgel ca. 100 Jahre gedient hatte, wurde 1847 ein neues Werk beschafft, welches 1904 durch eine pneumatische Orgel der Firma Sauer (Frankfurt/Oder) mit 3 Manualen und 44 Registern ersetzt wurde.
1882 wurde endlich auch der angefangene Turm fortgesetzt und im Achteck mit einer 1934 mit Kupferblech gedeckten und einem vergoldeten Kreuz abschließenden Spitze (Gesamthöhe von 63,5 m) vollendet.
1891 wurde die Kirchturmuhr eingebaut.
Nachdem die Kirche 1882 im Neugotischen Stil renoviert war, die Raumwirkung des flachgedeckten Kirchenschiffes mit den Wulstgirlanden der Decke (wohl um 1717) und die dreiteiligen Maßwerkfenster aber keinen einheitlichen Baustil erkennen ließen, führte man 1934 eine weitere Erneuerung durch. Ein bereits 1875 geschenktes Altarbild wurde in schöner Eichenholzumrandung, von den Holzstandbildern der Apostel Paulus und Petrus flankiert, beibehalten.
1899 schon erhielt das Schiff ein neues, bequemes Gestühl, so dass seitdem etwa 1000 Sitzplätze vorhanden sind.
1887 wurden die drei alten Glocken in Dresden bei der Firma Bierling zu einem neuen Des-Dur-Geläut umgegossen, welches 1942 - ausgenommen eine kleine Bronzeglocke - abgeliefert werden musste. Am 14. März 1953 wurden drei neue Stahlglocken der Firma Schilling (Apolda) mit der vorhandenen Bronzeglocke zum heutigen Geläut vereinigt.
Von der 1934 durchgeführten Renovierung ist besonders zu erwähnen: Neue Buntglasfenster, ein neuer Orgelprospekt, die Ersetzung der Gasbeleuchtung durch eine elektrische Lichtanlage (1977-79 durch eine neue Infrarotheizung erweitert und die gesamte Lichtanlage wieder erneuert), ein erleuchtetes Lampenkreuz an der Kirchendecke, die Verkleidung der Emporenbrüstungen, Beseitigung der nachgemachten Gotik an vielen Stellen, die neue Kupfertür am Haupteingang, sowie der gesamte Außenputz und die umfassenden Malerarbeiten.
Der Turm erhielt an Stelle der Zinkbedeckung ein Kupferdach und die Zink-Kreuzblume wurde durch ein vergoldetes Kupferkreuz ersetzt.
Im Januar 1985 wurde unsere Kirche vorübergehend entpflichtet, um die dringend notwendigen Bauarbeiten im Inneren beginnen und durchführen zu können. Das gesamte Gestühl lagerte während dieser Zeit in einer Scheune in Heiersdorf.
Es war notwendig, die ganze Fläche des Fußbodens aufzunehmen, auszuschachten, zu isolieren und mit Platten aus Rochlitzer Porphyr zu belegen.
Die gesamte elektrische Anlage musste neu gestaltet werden. Besonders zu erwähnen sind die Fußbodenheizung im Altarraum, die drei flämischen Kronen und die entsprechenden dreiarmigen Wandleuchter, die von der Firma Lorenz (Grüna) in Messing hergestellt wurden.
Unter Leitung des Restaurators H. Müller (Plauen) wurde der Altar restauriert und aufgestellt, an Stelle des alten neugotischen. Die Malerarbeiten zeigten vor allem nach der Entfernung der Emporenverkleidungen die barocken Schönheiten auf: die Spiegel, die biblischen Schrifttexte.
Der Kanzelaltar stammt als Leihgabe aus der St. Michaelis-Kirche zu Wiedersberg, Ephorie Oelsnitz/Vogtland, ebenso der Lesepult-Engel, der ursprünglich als Taufengel aufgestellt war. Dessen linke Hand trägt jetzt das Lesepult, die rechte Hand hielt früher die Taufschale.
Der Taufengel wurde 2012 nach Wiedersberg zurückgegeben, der Kanzelaltar folgte Anfang 2016.
Wegen akuten Schwammbefalls musste die Neue Sakristei abgebrochen werden. An gleicher Stelle wurde sie vollständig wieder aufgebaut. Sie erhielt als Beleuchtung flämische Wandarme, wie sie in der Kirche verwendet wurden. Genutzt wird der schöne Raum zu Kindergottesdiensten, Amtshandlungen im Winter, kleineren Veranstaltungen, Ausstellungen usw.
Am ersten Adventssonntag, dem 30. November 1986, wurde unsere Stadtkirche mit einem Festgottesdienst und einer sich anschließenden Festwoche wieder eingeweiht. Die Gemeinde hatte große Opfer gebracht und bei den umfangreichen Bauaufgaben sehr lebendig mitgearbeitet. Pfarrer Krebs hatte die Bauleitung übernommen. Baupfleger Dr. Pasch erstellte die Konzeption der Restaurierung. Die Gesamtkosten beliefen sich auf etwa 350.000 Mark.
Auch in der nachfolgenden Zeit fanden Erneuerungsarbeiten statt. In den Jahren 2012 und 2013 wurde das Kirchendach komplett erneuert. Im Frühjahr und Sommer 2014 erhielt die Außenfassade eine umfassende Sanierung. Nach der geplanten Rückgabe des Kanzelaltars nach Wiedersberg wurde der Altarraum im Winter 2016 neu gestaltet. Zuvor fand ein Architekten-Wettbewerb statt, dessen Siegerentwurf umgesetzt wurde. Die Tontechnik konnte im Rahmen der Bauarbeiten ebenfalls auf den neuesten Stand gebracht werden. Am Ostersonntag 2016 wurde der neue Altar in einem feierlichen Gottesdienst geweiht. 2021 fand die große Sanierung der Sauer-Orgel statt. 2022 wurde ansprechende Lichttechnik eingebaut und 2023 die Tontechnik modernisiert.
Quellen:
Geschichtsdarstellung von Pfarrer Reinhard Krebs, basierend auf den Chronikunterlagen von Pastor Ackermann und den Studien von Pfarrer Eichhorn, für die Veröffentlichung überarbeitet